Familien-Aufstellung: alles Humbug?

Meine Erfahrungen mit Familien-Aufstellungen

Das erste  Mal hörte ich während des Studiums von Familien-Aufstellung. Ein paar Kommilitonen unterhielten sich in einer Pause darüber und neugierig, wie ich bin, stellte ich mich dazu und fragte, was das denn genau ist. Eifrig versuchten dann auch gleich einige, mich zu unterrichten und mit ihrer Begeisterung anzustecken. Nun, dass klappte gar nicht. Es fielen Begriffe wie z.B. „unerklärbare Schwingungen“ und „morphogenes Feld“. „Ah ja“, dachte ich, packte das Ganze gedanklich in die esoterische Ecke und wandte mich ab.

Plötzlich begegnete mir der Begriff der Familien-Aufstellung gefühlt ständig und überall. „Das gibt es doch gar nicht! Was finden die nur alle daran?“, fragte ich mich und fing an, mich mehr damit zu beschäftigen. Was ich so lesen konnte, klang gar nicht mehr so esoterisch. Besonders die Ansätze von Virginia Satir konnte ich gut nachvollziehen.

Schließlich meldete ich mich zu einem Wochenend-Seminar als Begleitstellerin an, um mir selbst ein Bild davon machen zu können und herauszufinden, was da passiert. Was für Menschen nehmen daran teil? Was erzählen sie im Vorfeld? Kann man von dem Erzählten irgendetwas für die anschließende Aufstellung ableiten? Kann man sich wirklich in eine unbekannte Person so hinein fühlen? Gespannt wie ein Flitzebogen und besonders skeptisch habe ich auf all diese Dinge intensiv geachtet.

Als erstes wurde ich in die Stellvertreter-Rolle eines offensichtlich nicht sehr liebevollen Ehemannes gewählt. Das Thema war: Warum ist meine Ehe so unbefriedigend? Ich nahm wahr, was um mich herum passiert, war interessiert, stellte fest, zu wem eine Verbindung besteht. Ich sah meine Stellvertreter-Ehefrau und meine Stellvertreter-Kinder und fühlte intensiv in mich hinein und fühlte….nix!

„Aha“, dachte ich. „Entweder kann ich es nicht oder es ist alles doch nur Humbug.“ In der anschließenden Auswertung wurde eben diese Gefühllosigkeit als Grund für die unbefriedigende Ehe herausgearbeitet. Skeptisch, wie ich immer noch war, erschien mir dieses Ergebnis als eher konstruiert und als zu offensichtlich.

Das Thema der zweiten  Aufstellung lautete: Warum komme ich beruflich nicht voran? Meine Rolle war die des Chefs. Wieder nahm ich mein Umfeld wahr und wieder fühlte mich in meine Rolle ein. Und plötzlich tat sich etwas! Ich bemerkte Gedanken und Gefühle für meine „Stellvertreter-Angestellte“, die für mich im „normalen“ Leben ganz untypisch sind! Und ich bemerkte auch, wie sich diese Gefühle und Gedanken je nach Aktionen der anderen Stellvertreter änderten. Das war spannend! Als die Klientin nach der Aufstellung berichtete, dass ich in Körperhaltung und Aussagen ihrem Chef sehr geähnelt habe, war ich verblüfft.  Denn ich hatte es tatsächlich so empfunden, dass ich während der Aufstellung nicht so ganz ich war. Anhand dieser Aufstellung konnte die Klientin in der Analyse sehr gut erkennen, was sie machen kann, um bei ihrem Chef besser anzukommen.

Es folgten an diesem Wochenende noch weitere Aufstellungen mit den verschiedensten Themen. Es würde jetzt zu weit führen, alle Erlebnisse aufzuzählen, aber zusammenfassend kann ich berichten, dass sich meine anfängliche Skepsis sehr gelegt hatte.

Um auch die letzten Zweifel ausräumen zu können, habe ich dann selbst meine Familie aufgestellt. „Dann werde ich ja sehen, wie das mit der angeblich gleichen Körperhaltung, Aussagen und Verhaltensweisen verhält“, dachte ich und machte mir gemeinerweise Gedanken darüber, wie ich es den Teilnehmern besonders schwer, wenn nicht sogar unmöglich machen könnte, meine Familie nachzustellen. Ich nannte weder mein Thema noch erzählte ich etwas über meine Familie. Ich stellte insgesamt 12 Personen auf, die nur die Namen und das Alter des jeweiligen Familienmitgliedes genannt bekamen. Keiner wusste, dass es sich um eine Patchwork-Familie handelt, wer wessen Kind oder Elternteil ist oder wie die Stimmung innerhalb dieses Systems war. Zudem wählte ich besonders konträre Charaktere, z.B. die extrovertierte Teilnehmerin mit den bunt gefärbten Haaren und dem vorlauten Mundwerk als Stellvertreterin für meinen stillen, schüchternen Stiefsohn. Was dann passierte, war einfach unglaublich! Ohne Vorkenntnisse spiegelten die Stellvertreter sehr genau wieder, was in meiner Familie so los war!

Diese Erlebnisse haben mich von der Wirksamkeit einer Familien-Aufstellung so überzeugt, dass ich mich direkt entschloss, die Ausbildung zur Familienaufstellerin zu machen. Seit einigen Jahren leite ich nun selber Aufstellungen und bin immer wieder fasziniert von den Ergebnissen.

 

Bei Aufstellungen kann man über sich selbst so viel erfahren, dass auch die Teilnahme als Begleitsteller schon sehr aufschlussreich ist. Möchten Sie mehr darüber erfahren, dann klicken Sie auf diesen Link:

https://praxis-tgk.de/psychotherapie/

PraxisTGK
 

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