Stress durch Beruf und Familie: „Jetzt sitzt der wieder ein Pups quer!“

Stress durch Beruf und Familie

Der Stress durch Beruf und Familie wird oft zusätzlich erschwert, wenn Kollegen wenig bis gar kein Verständnis für den Spagat aufbringen, den Eltern meist leisten müssen.

Frau Meier saß weinend in meiner Praxis und berichtete von einem Kollegen, von dem sie sich regelrecht wegen ihrer Tochter gemobbt fühlte: „Gestern morgen komme ich ins Büro und höre wie Herr Schröder zu einer anderen Kollegin meinte, dass „die liebe Frau Meier sicher heute wieder früher gehen muss, weil ihrer Tochter ein Pups quer sitzt“. Daraufhin lachten beide hässlich!“

Schon häufiger waren solche oder ähnliche Kommentare von Herrn Schröder gefallen. Frau Meier fühlte sich dann gehetzt, ungerecht behandelt und ratlos. Sie achtete schon sehr darauf, die Arbeitszeiten einzuhalten und blieb nach Möglichkeit auch hin und wieder etwas länger. Sie schaffte in dieser Zeit ihre eigenen Aufgaben und übernahm auch ohne zu klagen manches von Kollegen. Darüber wurde im Büro natürlich kein Wort verloren.

Wenn sie jedoch mal wenige Minuten früher gehen musste oder pünktlich Feierabend machte, fing der Ärger an. Die Kollegen – mittlerweile nicht nur Herr Schröder – schauten demonstrativ auf die Uhr, zogen die Augenbrauen hoch oder es fielen Kommentare wie „Ja ja, die lieben Kinder“ oder „Eine Mutter sollte wohl doch lieber zu Hause bleiben“!

Leider ist der Fall von Frau Meier kein Einzelfall. Ich höre besonders von Müttern oft, dass sie keinerlei Verständnis am Arbeitsplatz bekommen.

Meine Tipps, um Stress durch Beruf und Familie zu vermeiden:

  1. Geben Sie keine unnötigen Erklärungen ab, wenn Sie einmal früher gehen müssen. Vorausgesetzt, es passiert nicht zu oft, reicht ein: „Ich muss heute leider ein wenig früher los.“ Sollten Nachfragen vom Vorgesetzten kommen, könnten Sie antworten, dass Sie einen wichtigen Termin haben. Frauen sind oft versucht, ungefragt lang und breit zu erklären, warum sie früher weg müssen. Sie erhoffen damit Verständnis, erreichen damit meist jedoch nur die Bestätigung des Vorurteils, dass Beruf und Familie gemeinsam nicht geht.
  2. Überlegen Sie genau, mit wem Sie über eventuelle familiäre Schwierigkeiten im Büro reden. Kollegen wie Herr Schröder in unserem Beispiel nutzen das gern aus, um auf ihre vermeintlichen Defizite aufmerksam zu machen. Denken Sie daran, dass Privates gern privat bleiben darf!
  3. Ärgern Sie sich nicht über dumme oder unverschämte Sprüche, sondern reagieren Sie am besten mit Humor und Gelassenheit. Eine gelassene, humorvolle Antwort spielt den Ball  ohne Spitzen oder Aggression zurück. So könnten Sie auf die Aussage: „Ja ja, die lieben Kinder!“ mit „… und wie traurig wär die Welt ohne sie!“ reagieren oder auf „Eine Mutter sollte wohl doch lieber zu Hause bleiben!“ mit „Aber Herr Schröder, was würden Sie denn ohne mich machen?“.
  4. Erinnern Sie sich immer daran, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, sondern Ihnen Ihre Kinder mindestens ebenso wichtig sind. Leider wird dem Arbeitsplatz oft mehr Wichtigkeit zugesprochen und so entsteht das schlechte Gewissen, welches man hat, wenn die Kinder die so schön geplanten Abläufe durchkreuzen. Dieses schlechte Gewissen redet einem ein, dass man gerade etwas falsch macht. Bedenken Sie Ihre eigenen Werte und erinnern Sie sich daran, dass das schlechte Gefühl durch die Werte oder Erwartungshaltung anderer hervorgerufen wird.

Immer wieder beobachte ich, dass besonders Mütter meinen, sich dauernd erklären zu müssen, wenn es um ihre Kinder geht. Die Väter gehen damit entspannter um. Auch diese übernehmen elterliche Pflichten, rechtfertigen sich aber nicht dafür und machen sich somit weniger angreifbar.

Oft sind es sogenannte Glaubenssätze, die dazu führen, dass man sich innerlich zerrissen fühlt. „Arbeit geht immer vor“ könnte einer lauten, ein anderer vielleicht „Du musst eine gute Mutter sein“. Automatisch laufen in uns dazugehörende Erwartungen und Ansprüche ab, die zum Teil unvereinbar scheinen. So entsteht schnell eine Überforderung aus dem Gefühl heraus, nicht alles geben zu können, was man gern möchte.

Kritik von außen wie z.B. von Arbeitskollegen verstärken diese Gefühle der Unzulänglichkeit und schnell fangen wir an zu rechtfertigen.

Ein starker Glaubenssatz und Antreiber von Frau Meier war „Ich muss beliebt sein“, der sie davon abhielt, Herrn Schröder in seine Schranken zu weisen. Es kam ihr unhöflich vor ohne Erklärungen Feierabend zu machen, während andere noch arbeiteten.  Nachdem sie damit aufhörte, sich ständig zu rechtfertigen, stellte sie fest, dass nach einer Zeit niemand mehr eine Erklärung von ihr erwartete, so wie das von anderen ebenso wenig erwartet wurde.  Frau Meier hat zudem ihre automatisch ablaufenden Gedanken und Erwartungen überprüft und erkannt, dass sie sich zu sehr  nach anderen richtet bzw. nach dem, was sie meinte, dass andere denken. Im Zuge dessen konnte sie IHREN Weg finden, und dass machte sie nicht nur immun gegen die Lästereien Herrn Schröders, sondern ließ sie ihren gesamten Alltag wesentlich gelassener angehen.

Wenn Sie wie Frau Meier gelassener oder Ihre Belastungen los werden möchten, helfe ich Ihnen gern dabei.

Wie immer freue ich mich, wenn Sie diesen Artikel kommentieren, Fragen stellen oder eigene Erfahrungen einbringen – und natürlich besonders, wenn Sie diesen Artikel weiterempfehlen!

Wenn Sie weitere Artikel, Geschichten oder Nachrichten erhalten möchten, tragen Sie sich bitte ganz unten auf dieser Seite ein.

PraxisTGK
 

Click Here to Leave a Comment Below 0 comments