Stress durch Beruf und Familie:  Kinder als „General-Pardon“

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Die wachsenden Anforderungen in fast jedem Bereich lässt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft zu einem Spießrutenlauf werden. Prioritäten setzen hört man dann gern als Zaubermittel. Das ist auch in gewisser Hinsicht richtig, doch sollten diese Prioritäten gut durchdacht sein. Wenn sie so ausfallen, dass man sich dafür entscheidet, entweder den Beruf oder die Familie als das Wichtigste überhaupt zu sehen, wird zwangsläufig der andere Bereich vernachlässigt.

Stress durch Beruf und Familie muss nicht sein

Jemand, der seine Kinder als „General-Pardon“ dafür nutzt, ständig früher nach Hause zu gehen oder Aufgaben nicht erfüllen zu können, wird nach vielleicht anfänglich vorhandenem Verständnis bald  den Ärger und Unmut seiner Kollegen ernten. Stress und Unzufriedenheit ist auf beiden Seiten die unvermeidliche Folge.

Oft hört man von einem solchen Elternteil, dass es nun mal nicht anders geht. Um Beruf und Familie jedoch wirklich vereinbaren zu können und nicht zu einer immer mehr anwachsenden Belastung werden zu lassen, können folgende Fragen helfen:

  • Passt das Arbeitszeitmodell zu meiner jetzigen Lebenssituation oder sollte ich mit meinem Vorgesetzten über ein anderes Modell verhandeln?

Die meisten Arbeitgeber sind darauf bedacht, gute Mitarbeiter zu unterstützen und nach Möglichkeit bereit, Arbeitszeiten auf die entsprechenden Lebenssituationen der Mitarbeiter anzupassen.

  • Welche Aufgaben kann ich realistisch gesehen in meiner Arbeitszeit tatsächlich abarbeiten und welche muss ich – wenn auch schweren Herzens – erst mal abgeben?

Diese Überlegung schafft Klarheit bei allen Beteiligten und sorgt für mehr Entspannung, da Erwartungshaltungen nicht immer wieder enttäuscht werden und Verantwortungsbereiche neu übertragen werden können.

  • Wen kann ich aus meinem Netzwerk in die Betreuung der Kinder mit einbeziehen?

Besonders Frauen meinen oft, alles allein bewerkstelligen zu müssen, damit ihnen nicht vorgeworfen werden kann, sie seien eine „Rabenmutter“.

  • Welche positiven Aspekte bringt mir mein Job?

Es hat sicher persönliche gute Gründe, warum sich jemand dazu entscheidet, die Prioritäten ausschließlich zugunsten der Familie zu verschieben. Doch selbst, wenn man den Job nur des Geldes wegen macht, schadet es doch nichts, so viele belastende Faktoren wie möglich auszuschalten.

Auf der anderen Seite stehen die Kollegen, die sich in der unfreiwilligen Situation wiederfinden, die liegengebliebenen Aufgaben zusätzlich bewältigen zu müssen. Selbst bei allergrößtem Verständnis und Wohlwollen geraten viele dabei an ihre Grenzen und sehen keinen Ausweg. Damit dies kein Dauerzustand wird, fragen Sie sich folgendes:

  • Inwiefern bediene ich schon einen Automatismus?

Wenn anfangs z.B. eine Mutter nur hin und wieder mit der Bitte kam, früher gehen zu können und Aufgaben abgegeben hat, hat man dieser Bitte vielleicht gern nachgegeben. Daraus könnte sich eine Art Gewöhnung entwickelt haben. Innerlich stöhnend weiß man ja, dass sie sich um ihre Kinder kümmern muss und einen nicht damit ärgern will. Also kommt man dieser mittlerweile nicht mehr ausgesprochenen Bitte automatisch nach.

  • Was würde passieren, wenn ich die Aufgaben nicht übernehme?

Die Antworten auf diese Frage reichen in aller Regel von „dann gibt es Ärger mit den Kunden/dem Chef“ über „dann verlieren wir den Auftrag“ bis hin zu „dann häuft sich die Arbeit so, dass wir gar nicht mehr hinterherkommen“. Hier gilt es tatsächlich Prioritäten zu setzen! Was ist wirklich wichtig und duldet keinen Aufschub? Alles andere liegen und besagte Beispiel-Mutter erledigen lassen. Dies ist wichtig um nicht selbst in die Überforderungsfalle zu tappen! Zudem verhindert es, dass jemand anfängt sich darauf zu verlassen, dass andere die Arbeit für ihn erledigen. Denn solange immer schön alles abgearbeitet ist, scheint es ja keine allzu große Mühe zu machen. (Wie bei Teenagern, die darauf vertrauen können, dass Mama schon irgendwann den Joghurtbecher am Bett entsorgen wird. Dann ist sie zwar knörig, aber das geht vorbei ;)!)

  • Wie kann ich am besten ein Gespräch mit der Kollegin/dem Kollegen führen, damit es auch zu einer Lösung führt?

Aus einer angespannten Situation heraus enden Gespräche meist in gegenseitigen Vorwürfen und sind gar nicht zielführend. Besser ist es, sich im Vorfeld genau zu überlegen, was einem selbst am meisten helfen würde und dies gemeinsam durchzusprechen.

  • Macht es bereits Sinn, den Vorgesetzten einzuschalten?

Bei allem guten Willen der Vorgesetzten das Arbeitspensum der Mitarbeiter im Blick zu behalten, gelingt es ihnen nicht immer, die Situation genau einzuschätzen. Dafür stehen sie oft zu sehr selbst unter Druck. Man sollte also nicht einfach voraussetzen, dass Vorgesetzte um die Not wissen. Ein klärendes Gespräch kann auch hier helfen. Gute Chefs lassen ihre Mitarbeiter nicht wissentlich allein.

  • Resigniere ich hilflos, weil ich weiß, dass an der Situation nichts zu ändern geht?

Man kann immer etwas ändern! Oft stehen die Beteiligten nur zu dicht am Problem, um Möglichkeiten zu erkennen. Sich Rat von außen oder von einem Unbeteiligten zu holen, kann Wunder wirken!

Jedes Spiel funktioniert nur so lange, wie alle mitspielen und jede Änderung zieht weitere Veränderungen nach sich. Seien Sie mutig und probieren Sie etwas aus. Wenn Sie dabei Unterstützung benötigen, helfe ich Ihnen sehr  gern.

Wie immer freue ich mich, wenn Sie diesen Artikel kommentieren, Fragen stellen oder eigene Erfahrungen einbringen – und natürlich besonders, wenn Sie diesen Artikel weiterempfehlen!

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PraxisTGK
 

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